Magdalena in Estland

Mir ist bewusst, dass es wie ein Klischee klingt, aber: Als Freiwillige für zehn Monate in einem Kindergarten in Estland zu arbeiten, war die beste Entscheidung, die ich bisher in meinem Leben getroffen habe.

Während ich mit (hauptsächlich) vierjährigen Kindern spielen, ihnen bei Bastelarbeiten helfen, sie in den Musik- und Turnunterricht begleiten und als Aufsichtsperson zu Ausflügen mitkommen durfte, habe ich aus erster Hand einiges über Pädagogik gelernt – und hatte unglaublich viel Spaß dabei. Natürlich ist es auch anstrengend, wenn man dreißig Stunden in der Woche dem Chaos kleiner Menschen ausgesetzt ist – aber neben all den Tränen und dem Geschrei, die oft zu sehen/hören sind, gibt es definitiv genug Erlebnisse, die das wieder ausgleichen.

Ich stehe gerade kurz vor dem Abschied und weiß nicht ganz, wie ich ihn überstehen soll. Doch ich werde viel mitnehmen: Vor allem Kinderzeichnungen und Anekdoten (über Vierjährige, die sich plötzlich ganz ungeniert das T-Shirt über den Kopf ziehen, während sie mir an meinem Geburtstag ein Ständchen singen; oder über das Mädchen, das sich gerne an mein Bein klammert, um zu verhindern, dass ich pünktlich in meinen Feierabend starte).

Oder Kinder, die fröhlich vor sich hinmiauen und so tun, als wären sie Katzen – das macht selbst sprachliche Barrieren zunichte. Bevor ich hier gelandet bin, konnte ich nicht einmal anständig „Auf Wiedersehen“ aussprechen, aber mittlerweile unterhalte ich mich in meinem Alltag Großteils auf Estnisch.

Ich rate jedem, der in ein Land kommt, dessen Sprache er nicht sprechen kann, die Ruhe zu bewahren. Vieles ergibt sich von selbst, keine Panik. Wenn (wie bei mir) nur wenige Arbeitskolleginnen Englisch sprechen, hilft es enorm dabei, sich zu integrieren und Freundschaften zu schließen, wenn sie sehen, dass man sich für die Landessprache interessiert und sie gerne lernen möchte. Schließlich ist all das Teil der Kultur.

Und darum geht es für mich bei einem Freiwilligendienst: Über Kulturen und sich selbst zu lernen, indem man einen Haufen Erinnerungen sammelt, die einem niemand nehmen kann.

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